Nachhaltiges Bauen und Wohnen
Aug 05

Mehr Lebensqualität durch gesundes und nachhaltiges Bauen und Wohnen

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Mehr Lebensqualität durch gesundes und nachhaltiges Bauen und Wohnen

Was bedeutet eigentlich gesundes und nachhaltiges Bauen und Wohnen? Was sind die Grundprinzipien und wie könnt ihr diese für euer Bauprojekt anwenden? Warum ist es wichtig sowohl gesund als auch nachhaltig zu bauen und zu wohnen? Darum geht es in diesem Beitrag. Außerdem erzähle ich euch, was ich persönlich mit dem Bauen zu tun habe.

Was ist gesundes und nachhaltiges Bauen und Wohnen?

Kurz gesagt versteht man darunter ein Zusammenspiel aus

  • ökologischen
  • nachhaltigen und
  • baubiologischen Prinzipien

mit dem Ziel, die Gesundheit der Menschen zu fördern, die in umbauten Räumen wohnen, arbeiten oder lernen. Es geht darum, die Gesundheit der umgebenden Umwelt zu erhalten. Und das sowohl in der heutigen Zeit und für die Zukunft.

Aber wie schaffen wir das? Indem wir im Einklang mit der Natur leben, weil es uns Menschen nunmal entspricht und in Kreisläufen denken, weil es der uns umgebenden Natur entspricht.

Bauen am See

 

Es gibt nicht diesen einen richtigen Weg. Daher kann es hilfreich sein, wenn ihr euch die Grundprinzipien vergegenwärtigt. Dann ist es nämlich egal, ob ihr ein Gemeindehaus, eine Schule oder Kita, euren Firmensitz oder euer Wohnhaus baut.

Die Grundprinzipien von gesundem und nachhaltigem Bauen und Wohnen

Erstes Grundprinzip: Leben im Einklang mit der Natur.

Das bedeutet, dass wir der Natur die Möglichkeit geben, sich zu regenerieren. Und das kann nur gelingen, wenn wir der Natur nur so viel Rohstoffe entnehmen, wie auch nachwachsen können. Ein gutes Beispiel dafür ist Holz, sofern es aus einer nachhaltig bewirtschafteten Forstwirtschaft entnommen wird. Demgegenüber stehen konventionelle Bauweisen, wie zum Beispiel mit Beton und erdölbasierten, künstlich erzeugten Baustoffen. Denn sowohl Erdöl als auch Sand sind endliche Ressourcen, die auf der Erde nicht nachwachsen.

Außerdem bergen sie in der Herstellung weitere Probleme für unsere Umwelt. 

Zweites Grundprinzip: Der Natur keinen Schaden zufügen.

Dazu ist es hilfreich, wenn ihr euch vorstellt, dass alles in einem wiederkehrenden Kreislauf entsteht. Vielleicht hast du schon mal von dem Konzept: „cradle to cradle“ gehört. Das bedeutet: „vom Ursprung zum Ursprung“. Man könnte auch sagen: Am Ende eines Lebenszyklus steht immer ein Neubeginn. Und diesen Neubeginn können wir als Mitgestalter unserer Lebenswelt nur ermöglichen, indem wir Rohstoffe so verarbeiten, dass sie in den natürlichen Kreislauf der Natur rückgeführt werden können – das würde dann durch Verrottung geschehen. Oder, wenn es nicht anders möglich ist, Materialien so konzipieren, dass sie wieder verwendet werden können.

Aber für die Produktion von Beton und anderen synthetischen Materialien und Baustoffen wird erstens viel Energie benötigt und zweitens wird im Verbrennungsprozess CO₂ an die Erdatmosphäre abgegeben. Und das bedeutet, dass ihre Schutzfunktion zerstört wird und es hier auf der Erde demnächst unangenehm warm wird. Außerdem sind die meisten synthetischen Materialien und Baustoffe bisher so konzipiert, dass sie nicht sortenrein voneinander getrennt und somit nicht wiederverwendet werden können. Dann führt der Weg nur noch über die Deponie für Sonderabfall, um wieder in einem aufwändigen Verbrennungsprozess CO₂ auszustoßen. Mal abgesehen davon, welche sozialen Probleme unsere Müllberge verursachen, kann allein das doch nicht im Sinne der Menschheit sein.

Drittes Grundprinzip: Dem Menschen keinen Schaden zufügen.

Und eigentlich ist das ganz logisch, denn wir sind ein Teil dieser Umwelt und ich würde sogar sagen, wir sind mit der Natur verbunden. Wie wir bauen hat einen enormen Einfluss auf unsere Umwelt, uns Menschen inbegriffen.

 

Warum wir nicht nur nachhaltig, sondern auch gesund bauen sollten

Vielleicht denkt ihr jetzt: ok, nachhaltig bauen verstanden. Aber wieso müssen wir jetzt auch noch darauf achten, gesund zu bauen und zu wohnen? Und wie kann es sein, dass Architektur unserer Gesundheit schadet?

Wohlfühlen

Dazu müsst ihr euch vorstellen, dass wir Mensch Sinneswesen sind. Physiologisch betrachtet nehmen wir unsere Umwelt über die fünf objektiven Sinnesorgane wahr. Das ist die

  • Visuelle
  • Akustische
  • Haptische (über die Haut)
  • Olfaktorische (der Geruchsinn) und
  • Gustatorische (was den wenigsten bekannt ist, das ist der Geschmackssinn) Wahrnehmung

Weiterhin haben wir eine subjektive Wahrnehmung, die durch unsere Sozialisation und durch unsere Vorstellungen und Wünsche vorgeprägt ist. Das heißt, wir reagieren in unserem Körper- und auch Geistsystem entsprechend auf unsere Umgebung.

Und daraus resultierend könnte man von zwei grundlegenden Reaktionen sprechen (natürlich mit ganz vielen Facetten dazwischen):

  • eine positive Stimuli in Form von Entspannung, die entweder unsere Schaffenskraft aktiviert oder zur Regeneration unseres Körpers führt
  • Reizüberflutung in Form von Stress, der zur Überforderung führt oder sich im schlimmsten Fall zu chronischen Krankheiten entwickeln kann

Das bestätigt, dass Räume eine Wirkung auf uns Menschen haben.

Ein zweiter wichtiger Aspekt, warum wir gesund bauen und wohnen sollten, ist, dass wir Menschen evolutionsbedingt mit der Natur verbunden sind. Darauf werde ich in der nächsten Podcastfolge noch detailierter eingehen.

Zum besseren Verständnis mache ich einen Abstecher in die Ernährungswissenschaft. Diese hat längst herausgefunden, dass verarbeitete Nahrungsmittel dem menschlichen Organismus eher schaden als natürliche Nahrungsmittel, die in der Natur gewachsen sind. Als Beispiel dazu sei hier Kartoffelbrei aus der Packung gegenüber selbstgemachte Kartoffelstampf genannt oder raffinierter Zucker gegenüber Früchten.

Genauso ist es auch mit Baumaterialien. Uns Menschen gibt es seit 300 Tausend Jahren. Vor 12 Tausend Jahren haben wir angefangen das Nomadentum abzulegen und unsere ersten Behausungen zu bauen. Verwendet haben wir damals regional vorgefundene Materialen natürlichen Ursprungs. Erst seit ca. 100 Jahren werden künstlich hergestellte Baustoffe verwendet. Unser Organismus ist somit evolutionsbedingt immer noch nicht darauf ausgelegt, synthetische Materialien zu verarbeiten.

Seitdem es künstliche Baustoffe gibt, wurden immer wieder Krankheitsfälle aufgedeckt, die in direktem Zusammenhang mit Schadstoffen aus Baumaterialien gebracht werden konnten. Man denke da an Asbest oder den Lindanskandal in den 70er Jahren, in dem 5.000 Klagen gegen einen Holzschutzmittel-Fabrikanten Recht gegeben wurde. Und auch noch im Jahr 2019 mussten in Oldenburg 270 Wohnhäuser saniert werden, weil sie eine zu hohe Schadstoffkonzentration an die Raumluft abgegeben haben, die von Baustoffen ausgegangen sind. Die Liste der Schadstoffe wird immer länger, weil diese nach und nach an die Raumluft ausdünsten und erst spät entdeckt und nachgewiesen werden können.

Wir in der westlichen Welt halten uns 90% unserer Lebenszeit in umschlossenen Räumen auf: zu Hause, in der Arbeit, Schule oder Kita. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Luft, die wir einatmen, nicht mit Schadstoffen belastet ist. Sonst ist unser Organismus in einem ständigen Reaktionsprozess, um diese synthetischen Stoffe zu verarbeiten.

Wenn man sich vorstellt, dass uns nur eine bestimmte Menge an Energie am Tag zur Verfügung steht, so ist es verständlich, dass wir am Ende des Tages müde und verbraucht sind.

Das geht auch anders. Wir können uns Räume erschaffen, die:

  • uns und unserer Gesundheit zu Gute kommen
  • Regeneration fördern
  • Wohlbefinden auslösen und
  • unsere Lebensenergie unterstützen

Wie ist das möglich? Indem wir den drei Grundprinzipen folgen:

  • Lebe im Einklang mit der Natur.
  • Füge der Natur keinen Schaden zu.
  • Füge dem Menschen keinen Schaden zu.

Wie komme ich zum nachhaltigen und gesunden Bauen?

Mein Name ist Diana-Jolanthe Kitzinski. Als Innenarchitektin arbeite ich seit 17 Jahren an der Schnittstelle zur Architektur. Auch wenn wir zu Hause immer auf natürliche und gesunde Materialien Wert gelegt haben, konnte ich mich gegenüber meinen Bauherren nicht immer durchsetzen.

Als 2017 meine Tochter zu mir in diese Welt kam, habe ich beschlossen, keine Kompromisse mehr einzugehen. Ich habe darüber nachgedacht, was sie isst, welche Kleidung ihre Haut umgibt und womit sie spielt. Und so war es für mich die logische Konsequenz, alles Erdenkliche dafür zu tun, dass sie eine lebenswerte Zukunft hat.

Diana von Raumverbunden