Stressfrei zu Hause
Dez 06

Feiertage stressfrei zu Hause überstehen

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Wie du die Feiertage stressfrei und entspannt zu Hause überstehst

 

Zum Jahresausklang habe ich mir überlegt, eine Folge aufzunehmen, die euch dabei unterstützen soll, die Feiertage stressfrei zu Hause überstehen zu können, ohne dass euch die Decke auf den Kopf fällt. Denn immerhin verbringen wir viel Zeit als Familie mit Freunden und unseren Verwandten.

Und obwohl das auch super schön ist, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass einem nach einer Weile dieses enge und vielleicht auch lange aufeinander Hocken doch zu viel werden kann. Dann entsteht ein Unwohlsein, Spannungen und vielleicht kommen auch Konfliktthemen auf. Auch wenn das manchmal gar nicht das Schlechteste ist, seinen Gefühlen endlich mal freien Lauf zu lassen, hinterher ist man doch etwas traurig darüber, wenn das Fest der Liebe dafür herhalten musste.

Dabei spielt das eigene Wohnumfeld eine nicht unbedeutende Rolle für die Bereitschaft, Stress kompensieren zu können. Was im Alltag gerade noch so gelingt, kann gerade dann das Fass zum Überlaufen bringen, wenn wir über eine längere Zeit zu Hause sind, und dann vielleicht noch mehrere Menschen zusammen kommen. Denn dann kann es schneller passieren, dass bestimmte Stressfaktoren im eigenen Zuhause verstärkt werden. Und wie wir wissen, wirkt sich dauerhafter Stress negativ auf Körper und Geist aus.

Es geht hier bei Raumverbunden um die Wechselwirkung, die wir Menschen mit den uns umgebenden Räumen eingehen. In den letzten Folgen habe ich vermehrt über nachhaltiges Bauen und die Wirkungen der gebauten Umwelt auf die physische Gesundheit gesprochen. Also so gesehen auf der materiellen Ebene. Zu einer gesunden Bauweise gehört aber genauso der Aspekt der mentalen Gesundheit dazu. So nehme ich euch heute ein Stück mit in die Gestaltpsychologie und die Architekturpsychologie und spreche darüber, welchen Einfluss die gebaute Umwelt, in diesem Fall euer Zuhause, auf eure mentale Gesundheit hat.

In dieser Folge erfährst du daher:

  • Welche Formen von Stress unser Zuhause auslösen kann
  • Wie du diese Stressquellen ausfindig machst
  • Was du für eine Wohnumgebung tun kannst, die dich mental stärkt

In Folge 02 habe ich euch die evolutionsbedingten Grundbedürfnisse vorgestellt, die jedem Menschen innewohnen. Eins dieser Bedürfnisse ist es, den Arbeitsalltag hinter sich zu lassen und zu Hause zur Ruhe zu kommen, also zu entspannen. Gelingt dies nicht, ist unser Alltag beschwerlich, wir fühlen uns unwohl und das Stresslevel kann nicht abgebaut werden. Langfristig wirkt sich das auf unser Nervensystem aus und führt zu gesundheitlichen Einschränkungen.

Aber auch unsere Lebensräume können Stress verursachen. Dabei ist das Gemeine, dass die Störfaktoren in unserem Zuhause oft gar nicht von uns als solche gesehen werden, weil wir uns täglich mit ihnen umgeben und somit nicht mehr bewusst wahrnehmen. Dennoch sind es Störfaktoren. So können Licht, Akustik, Gerüche, Farben und Formen sowie Materialoberflächen Stress in unserm Nervensystem auslösen. Wenn ihr merkt, dass ihr zu Hause nicht so gut entspannen könnt, dann lohnt es sich da mal genauer hinzuschauen. Und wie ihr das machen könnt, das erzähle ich euch jetzt.

Welche Formen von Stress unser Zuhause auslösen kann

Zunächst solltest ihr wissen, um welche Formen von Stress es geht. In der Architekturpsychologie spricht man von vier Hauptstressfaktoren. Diese entstehen durch:

  • Reizüberflutung oder Reizarmut
  • Unsicherheit durch fehlende Geborgenheit
  • Wohnkonflikte mit anderen Mitbewohnern
  • Ineffizienz in der Ordnung des Grundrisses

Diesen sogenannten Wohnstress kann tatsächlich unser Zuhause auslösen. Und weil das nun mal nicht dem optimalen Zustand entspricht, schauen wir jetzt mal, wodurch die Faktoren hervorgerufen werden und was du dagegen tun kannst.

Wie du Stressquellen ausfindig machst und was du für eine Kraft spendende Wohnumgebung tun kannst

1. Reizüberflutung

Wenn wir von Reizüberflutung sprechen, dann bedeutet dies, dass unsere Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken) stärker gefordert sind, als es für sie gut ist. Das sind dann:

  • zu viele optische Reize, auf Grund der Kombination aus zu vielen unterschiedlichen Stilen
  • lauter Schall in oder aus anderen Räumen oder Körperschall aus Bauteilen

Ich war vor kurzem in ein Neubauhaus von einer Familie gerufen worden auf Grund von Wohnkonflikten. Als ich im Gäste-WC den Wasserhahn benutzen wollte, ging der Hebel sehr sperrig und beim Öffnen kam mir ein lautes Geräusch entgegen, das mir total unangenehm war. Das ist ein Beispiel für schlechten Schallschutz in Bauteilen.

Feiertage ohne Stress überstehen

So wie Stress durch Reizüberflutung entsteht, so können ebenso zu wenig Reize Stress fördern. Denn unsere Sinne wollen genährt werden und brauchen gleichermaßen eine Anregung. Sonst verarmen sie. Zu wenig Stimuli entsteht bei:

  • monotoner Gestaltung
  • zu wenig Tageslicht oder einseitiger Beleuchtung durch eine zentrale Lichtquelle
  • vollkommener Stille. Denn Klänge unterstützen das räumliche Empfinden.
 

Das kannst du tun bei Reizüberflutung

Da die Reizüberflutung auch als ein Wahrnehmungsstress bezeichnet wird, ist es gut, sich in einer achtsamen Wahrnehmung zu üben. Dabei sollten alle Sinne berücksichtigt werden. Denn die Wahrnehmung jedes einzelnen ist ganz unterschiedlich. Damit liegt die Schwelle der Reizüberflutung auch bei jedem woanders. Manche Menschen brauchen mehr Anregung durch Farbe, andere können sich nur in beigen Tönen aufhalten. Das zieht sich durch alle Sinne hindurch. Daher ist es gut, die Stressquelle für dich ausfindig zu machen.

 

Eine kleine Praxisübung

Wohnungseingang

Als kleine Übung kannst dir einzelne Zonen wie zum Beispiel deinen Eingangsbereich vornehmen und fragen, wie kommst du hinein? Versuche also in die Wahrnehmung zu kommen und beobachte dein Verhalten in der Umgebung. Atme dafür mehrmals langsam ein und aus. Damit beruhigst du dich und deine Aufmerksamkeit wird gesteigert. Frage dich:

Lädt dein Eingang dich ein? Gibt es noch Platz an der Garderobe für deinen Mantel? Hat deine Tasche einen festen Ablageort? Oder liegt alles irgendwie nur so rum? Stehen vielleicht Blumen auf dem Tisch? Stehen verblühte Blumen oder gar Kunstblumen auf der Kommode? Hängen noch die eingestaubten Frühlingsjacken neben der Wintergarderobe? Kannst du deine Schuhe an einem Ort ablegen, wo sie nicht im Weg liegen? Wie ist das Licht? Wie riecht es?

Als zweiten Schritt kannst du nach und nach anfangen, die Dinge wegzunehmen.

Du kannst die aufgespürten Stressfaktoren entfernen und nur die Dinge sichtbar machen, die gerade in Benutzung sind. Und dann gib den Dingen einen festen Platz. Versuche mal nachzuspüren, ob du einen Unterschied bemerkst. Denn Unordnung ist ein oft unterschätzer Stressfaktor. Du wirst sehen, das wirkt sich positiv auf dein Nervensystem und damit auch auf deine Gesundheit aus.

2. Stress durch Unsicherheit

Das Gefühl der Unsicherheit entsteht aus dem Wissen darüber, keine Kontrolle zu haben. Genauer gesagt, wenn wir spüren, dass etwas um uns herum passiert und wir darauf keinen Einfluss nehmen können. Ein Beispiel im Wohnumfeld ist das bodentiefe Fenster am Abend. Während alle von außen hineinsehen können, schauen wir nicht hinaus, sondern auf eine schwarze Wand. Und obwohl sich diese Modeerscheinung durchsetzt, bleibt das Bedürfnis nach Geborgenheit, in uns verankert. Wird dieses nicht erfüllt, entsteht Stress. Genauso kann aber auch ein Mangel an Geborgenheit entstehen, wenn:

  • Rückzugsräume fehlen
  • das Gefühl vorherrscht, beobachtet zu sein (Bsp. Fenster am Abend)
  • bei einer monotonen Einrichtung, die wenig oder kaum deine Sinne anspricht. Das bedeutet nämlich, dass keine Informationen an das Nervensystem abgegeben werden.
  • Gleiches gilt bei kalten, diffusen Lichtquellen
  • Und was nicht zu unterschätzen ist, ist deine Nachbarschaft. Wen holst du, wenn du mal in Not bist?

 

Das kannst du tun gegen Unsicherheit
  • Wenn der Grundriss keinen eigenen Rückzugsort hergibt, schaffe dir wenigsten einen eigenen Platz, vorausgesetzt dir ist danach. Das kann schon ein Sessel mit einem Tisch und einer Leseleuchte sein.
  • Umgebe dich mit warmen Farben, natürlichen und weichen Materialien. Achte auf eine Formsprache, die weiche, runde Möbel und Accessoires gegenüber spitzen Formen bevorzugt.
  • Mehrere kleine Lichtquellen geben Räumen nicht nur Tiefe, sie schaffen auch eine warme Atmosphäre, die Behaglichkeit vermittelt und nachweislich zur Entspannung beiträgt.
  • Große Fenster laden die Natur und Sonnenstrahlen am Tag in das Haus ein. Am Abend schauen wir aber nur auf eine schwarze Wand und können kaum erkennen, was sich draußen befindet. Auch wenn du rational weißt, dass da draußen nichts ist.
Gardine

Emotional entzieht sich der Außenraum unserem Urbedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Damit du dich nicht beobachtet fühlst, kannst du die Fenster mit Vorhängen zuziehen. Die umschließenden Flächen geben dir den nötigen Rahmen für Geborgenheit.

3.Stress durch Wohnkonflikte

Wohnkonflikte können ebenso zu Stress führen. Diese entstehen, wenn unterschiedliche Bedürfnisse von Familienmitgliedern oder Mitbewohnern aufeinander treffen und es zudem die Räume nicht hergeben, dass alle gleichzeitig ausgelebt werden können, weil sie in ihrer Nutzungsart sehr unterschiedlich sind. Bestes Beispiel liefert die Verbindung von Küche, Essplatz und Wohnzimmer. Wenn dort der Fernseher steht, eingeschaltet ist und am Esstisch aber gerade gesprochen wird. Oder wenn eine Person lesen möchte, die andere aber lieber Musik hören etc.

Das kannst du tun gegen Wohnkonflikte

Da wir Menschen auch Gemeinschaftswesen sind, wollen wir auch zusammen sein, wenn wir unterschiedliche Dinge tun. Jedes Bedürfnis hat seine Berechtigung und sollte daher auch von allen gelebt werden dürfen. Schaut, was in dem Moment wichtiger ist, das gemeinsame Zusammensein oder das eigene Bedürfnis.

Was ihr noch tun könnt:

Natürlich kann man nicht allen Tätigkeiten einen Raum geben. Das würde ja auch wieder gegen die Gemeinschaft sprechen. Aber es ist schon gut , wenn man laute und leise – man könnte auch sagen aktive und passive – Tätigkeiten in separaten Räumen unterbringt.

  • Für eine Familie würde dies bedeuten, es gäbe zwei Gemeinschaftsbereiche. Das könnte zum Beispiel ein Fernseh- oder Musikzimmer sein und einen Koch- und Essbereich
  • zusätzlich sollte immer ein Rückzugsbereich für einzelne Personen vorhanden sein, wie zum Beispiel das Kinderzimmer und für die Erwachsenen ein Leseraum oder zumindest ein Lesebereich
Stress reduzieren und sich zu Hause wohlfühlen

4. Ineffizienz

Stress durch Ineffizienz entsteht, wenn der Grundriss aber auch Möbel uneffizient geplant sind und damit die alltäglichen Abläufe erschweren. Das passiert, wenn Raumfunktionen nicht aufeinander abgestimmt sind und dadurch:

  • unnötige Wege zu Hause entstehen
  • Kinderbetreuung und Haushalt nicht gleichzeitig stattfinden können (ein Beispiel dafür wäre ein fehlender Bereich fürs Kind im Gemeinschaftsraum)
  • eine schlechte Organisation oder zu wenig Stauraum Ordnung erschweren

Nicht immer hat man Einfluss auf die Raumaufteilung. Dennoch lassen sich einige Funktionen optimieren.

Das kannst du tun bei einer ineffizienten Raumaufteilung

Um die Wege so kurz wie möglich zu halten, denke in Abläufen. Befinden sich Kochstelle und Essplatz in unmittelbarer Nähe? Oder ist die Küche ein dunkler abgeschiedener Ort? Für manche Lebensmodelle mag das in Ordnung sein. Wie immer gilt, nimm wahr, wie du dich damit fühlst. Für Familien ist es oft von Vorteil, wenn die Vorbereitungen in Gesellschaft passieren. Nicht nur Kleinkinder sind gerne bei ihren Eltern. Auch in Mietwohnungen lassen sich Umbauten vornehmen; natürlich in Absprache mit dem Vermieter und vorheriger Prüfung der Statik. Ist in deiner Wohnküche eine Wachmaschine integriert, bedenke, dass die Kommunikation auf Grund der Lautstärke beeinträchtigt werden könnte.

Stauraum ist ein riesiges Thema, vorallem wenn die Wohnfläche nicht groß genug ist. Ein gutes Ordnungssystem hilft, den Alltag reibungslos zu bewältigen. Dazu habe ich diese Tipps:

Küchendekoration
  • Sortiere die notwendigen Dinge dort ein, wo du sie brauchst. Ständig in die Kammer zu rennen für Mehl oder die Zwiebel ersetzt auch kein Sportprogramm. Wenn du nicht genug Stauraum hast, kannst du zum Beispiel schöne Keramikdosen sichtbar auf Regale oder am Rand der Arbeitsplatte aufstellen.
  • Raumhohe Einbauschränke bieten oft enorm viel Stauraum auf einer geringen Fläche. Bevor du aber über einen Einbauschrank nachdenkst, geh deinen Bedarf durch. Dann weißt du, was du an Fächern überhaupt brauchst.
  • Vielleicht habt ihr es auch schon bemerkt. Ich bin ein absoluter Freund von `weniger ist mehr`. Mental betrachtet ist es der bessere Weg, nicht so viel Zeug anzuhäufen. Und glaubt mir, auch ich bin nicht total frei davon. Je länger man in einer Wohnung wohnt, desto mehr fügt man hinzu. Spätestens dann, wenn man etwas neu kauft, weil man es nicht in der Kammer findet, ist es Zeit mal zu entrümpeln. Ich zum Beispiel mache das nicht im Frühjahr sondern in der Weihnachtszeit. Und jedes Mal bin ich über den Befreiungsschlag erleichtert, weil danach das Leben wieder in Fluß kommt. Man fügt nicht nur hinzu, sondern arbeitet auch mit dem, was da ist. Probiert es mal aus und gebt mir Bescheid, was es mit euch macht!

 

 

Das waren meine Tipps an euch wie ihr Wohnstress vermeiden könnt. Ich bin gespannt wie ihr sie umsetzen könnt und wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit.